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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 101

1911 - Erfurt : Keyser
einzigartigen Basars rechts wenden, der Michaelisstraße zu. Hier stehen die weiten Hallen des städtischen Kaufhauses, der Wage (Wagegasse). In den sestgemieteten Kammern soll diesmal nur ein Teil des Frachtgutes gelagert werden; der würdige Wagemeister empfängt uns am Tore und weist seine Knechte an, die betreffenden Wagen abzuladen. Je nach feiner Art kommt das Gut aus eine besondere Wage. Auf alles aber, was verfrachtet wurde: Mansselder Kupfer, Braunschweiger Wolle, Zinn, Salpeter, Rosinen, Feigen, Datteln, Mandeln und ähnliche teure „Pfennigware" wird das „Ungeld", die Verkaufssteuer, gelegt zum besten des Stadtsäüels. Die Ladung der übrigen Karren brauchen wir nur anzusagen und danach zu verzollen, weil wir häufige Gäste in Erfurt und dem Wagemeister als gewissenhafte Handelsleute, die kein „verschwiegen Gut" führen, bekannt sind. Im Gasthaus: Endlich ist uns der Weg zur Herberge ver- gönnt; wir kehren im Gasthaus „Zum Propheten"1) ein. Die Knechte führen die müden Gäule in die Ställe, die trotz ihrer Geräumigkeit schon halb gefüllt sind. Mit uns ist nämlich noch ein langer Zug Salzkarren aus dem berühmten Frankenhäuser Salzwerk eingetroffen. Trefflich schmeckt uns die krästige Abendkost: derbes Erfurter Brot, Speck und wohlschmeckender „Bolz", ein Gemüsebrei. Dazu bringt der Wirt eine Setzkandel nach der anderen voll dunkler Erfurter „Schlunze". Wir lassen uns das prächtige Braunbier munden, während die Stube sich immer mehr füllt. Wohl jeder blaukittelige Fuhrmann hat ein Abenteuer zum besten zu geben, und genug weitgereiste Gesellen sind darunter. Da morgen Markttag ist, tauchen auch schon einzelne Waldleute auf, die ihre Waren: Kohlen, Holzgerät aller Art, Kienruß, auch Flachs und bergt, hereinbrachten. Da bei Tagesanbruch weiter gezogen werben foll, und vorher noch die leeren Karren gefüllt werben müssen, so legen wir uns balb zur Ruhe. Beim ersten Frühlicht bezahlen wir die Zeche; bantt eilen die Knechte, die Kübel mit Waibballen, Erfurts vornehmster Hanbelsware, auf die Karren zu laben. Weiterfahrt: Geleitsgelb im sächsischen Geleitshof, die Steuer zur Jnstanbhaltung der Straße und gleichzeitig Schutzgelb, haben wir als Nürnberger nur zur Hälfte zu bezahlen. Gewissenhaft schreibt der Beamte unsere Namen und Ware in sein schweres, in berbem Leberbanb hastenbes Geleitsregister. Der Waibzolt ist schon vorher entrichtet, und fertig geschirrt stehen die Pferbe und Wagen; so fetzt sich beun der stattliche Zug wieber in Bewegung. Rasch geht's über den freien Platz „vor den Graben" am Fuße der Domhöhe, wo der Mittwochmarkt schon in vollem Gange ist. Das Brühler Tor bürsen wir nach Vorweisung der Geleitszettel passieren. Draußen auf der hohen Lanbstraße fehlt es nicht an *) Zum Propheten — Thüringer Hof.

2. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 50

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 50 — tun. Es ist seine Ruhezeit. Weil er den Acker bebaut, sagen wir, der Bauer treibt Ackerbau, und weil er Vieh (Pferde, Kühe, Schweine, Ziegen, Schafe, Hühner) züchtet, treibt er auch Viehzucht. Die Viehzucht beschränkt sich in nnsrer Gegend im wesentlichen auf das Haus. Nur wenig und nur kurze Zeit werden die Kühe auf die Wiesen getrieben. Die Pflege des Viehs ist Aufgabe der Bauersfrau und der Mägde. Den Acker bebaut der Bauer mit seinen Knechten. Die Arbeiten des Bauers auf dem Felde a) im Frühling, b) im Sommer, c) im Herbst. Seine Arbeiten in der Wiese a) im Frühling, b) im Sommer, c) im Herbst, d) im Winter. Zeichnen: Hundehütte, Göpel, Pumpe, Ackergeräte. Lesebuch: Der Heuwagen in der Stadt. S. 179. Die Kornernte. S. 182. In der Bauerschaft Nordhorn. Zwischen Feldern entlang führt uns ein Landweg in östlicher Richtung vom Meierhofe auf die Bielefelder Straße. Sie führt iu uord- östlicher Richtung nach Bielefeld. Zur Rechten sehen wir die Köln- Mindener Eisenbahn (siehe Seite 81 ff.) und jenfeit derselben die großen Fabrikgebäude von Miele. Dort werden landwirtschaftliche Maschinen und Geräte gemacht. Was zum Beispiel? Wo die Kleiubahn die Straße kreuzt, steht ein Stein mit einem eisernen Bolzen. Seine Bedeutung lernt ihr später kennen. Außerdem ist an jeder Seite eine Warnungstafel an- gebracht. Die Bahu heißt Teutoburger Wald-Eisenbahu. Es ist nur eiu Gleise vorhanden. Es kommt aus südöstlicher Richtung und läuft nach Nordwesten. Weiterschreitend erreichen wir die Schule in Nordhorn. Sie liegt an der rechten Seite. Es sind zwei Schulgebäude da. Iu dem vorderen, alten Schulhause sind außer der Wohnung des Hauptlehrers uoch zwei Klassenzimmer. Manche Schüler haben einen weiten Weg. Im Sommer ist das sehr beschwerlich. In östlicher Richtuug steigen wir lang- sam an und kommen auf eine Erhebung, einen Hügel, auf dem das Hart- steinwerk liegt. Während an der Straße hin und wieder noch kleine Wiesen lagen, erblicken wir bier nur Ackerfelder. Hinter dem Hartstein-

3. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 180

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 180 — Rohre gelangt das so gereinigte Wasser in den unter dem Vorfilter be- findlichen Reinwasserbehälter. Von diesem Behälter wird das Wasser in das Rohrnetz gepumpt und steigt von hier aus in die Leitungsrohre der Häuser. Der Überschuß des Wassers wird in dem Wasserturm aufge- speichert. In ihm ist ein Behälter vorhanden, der 300 cbm Wasser faßt. Durch eiue sogenannte Zwillingspnmpe, die stündlich 120 bis 160 cbm Wasser befördert, wird der gesamte Wasserbedarf in die Höhe gepumpt. Die Steigungshöhe nnsrer Wasserleitung beträgt 37 m, d. h. das Wasser kann bis zu eiuer Höhe von 37 in in den Häusern und Gebäuden empor- steigen. Da nnsre Stadt in der Ebene liegt und kein Haus die Höhe von 37 m erreicht oder gar höher liegt, steigt das Wasser in allen Häuseru bis in das oberste Stockwerk empor. Würde ein Leitungsrohr bis zur Turm- spitze der Auferstehungskirche gelegt werden, so bekäme man dort oben kein Wasser, da der Turm 60 m hoch ist. 48. Alte Sitten und Gebräuche. Am Neujahrstage band man vor Sonnenaufgang Strohseile um die Obstbäume, um ihnen das neue Jahr abzugewinnen. Am Abend des ersten Ostertages brennen noch heute in der ganzen Gegend die Ofterfener. An den vorhergehenden Tagen werden aus deu Feldern hohe Holzhaufen zusammengefahren. Häufig schließen sich mehrere Kleinbauern zusammen und sorgen gemeinschaftlich für das Aufahreu des Holzes. Nicht selten setzt der Bauer eiue hohe Ehre darin, das größte Feuer in der ganzen Umgegend zu haben. Früher wurde allgemein nach der Einfuhr der Ernte ein Erntefest gefeiert. Bei der Buchweizenernte, die als Abschluß der Getreideernte galt, setzte man aus den letzten Wagen den Arnhahn (Erntehahn aus Papier). Er wurde nach dem Einfahren des Wagens am Giebel aufgehängt. In Avenwedde findet man heute noch Anklänge an das Erntefest. Ist der letzte Erntewagen eingefahren, dann erhalten alle Erntearbeiter vom Bauern einen Erquickungstrunk. Sind die Garben glücklich aus den Speicher gebracht, dann bekommen die Schnitter vom Bauern ein Trink- geld. Erscheint er nicht sogleich, so gehen alle in den Garten und wetzen so lange ihre Sensen, bis der Herr durch den Sichelklang herbeigerufen ist. Die Mägde binden einen Erntekranz, und der Schulte des Hofes oder ein Knecht steigt zum Giebel empor, befestigt an ihm ein schönes Birken- stämmchen und schmückt es mit dem Kranze. Die Umherstehenden suchen das Befestigen dadurch zu erschweren, daß sie den Kranzträger fortwährend mit Wasser bespritzen. Beim Hinabsteigen wird der Knecht nicht selten von den Mägden mit mehreren Eimern Wasser überschüttet. Als Entgelt empfängt er dann von ihnen einen Taler. Zu Ostern empfing der Lehrer von dein Vater oder seinem Stell- Vertreter für das in die Schule aufgenommene Kind das sogenannte „Wonnegeld". Die Pfarrer erhielten von den Gemeindemitgliedern das „Opfer".

4. Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt - S. 7

1911 - Magdeburg : Creutz
F. Die Bodenformen des Heimatortes. G. Die Gewässer, H. Bewohner. 7 F. Die Kodenformen des Heimatortes. Weshalb fließt das Wasser vom Fahrdamm schnell ab? Von welchen Flächen fließt also das Wasser schnell ab? Von welchen Flächen fließt das Wasser gar nicht oder nur sehr langsam ab? Solche Flächen neynt man Ebenen, Welcher Teil des Hauses bildet schräge Flächen? Eine schräge Fläche nennt man daher eine Ab- dachung. Was für eine Fläche bildet der Erdboden, ans dem unser Wohnort erbaut ist? (Nach welcher Richtung steigt, fällt der Boden?) G. Die Gewässer. Welche Gewässer (stehende, fließende) hat unser Heimatort? Gib (die Lage) die Richtung des Laufes an! Bestimme die Ufer! Was schließen die Ufer ein? Schließe aus der Geschwindigkeit des Laufes auf die Oberfläche der Umgebung! Wie sind die Ufer? Schätze die Breite nach Schritten, m, ab! Wie gelangen Menschen und Fuhrwerke über das Wasser? Beschreibe die Stege, die Brücken, die über unsere Gewässer führen! Schreite ihre Länge ab und vergleiche dies Er- gebnis mit dem der Schätzung! Welche Bedeutung haben die Gewässer für unseren Wohnort? Welche Bewohner sind durch ihre Beschäftigung vom Waffer abhängig? Was weißt du über die Höhe des Wasserstandes in den vier Jahres- zeiten? Wann verändert sich der Wasserstand der stehenden Gewässer? Wasser- spiegel im Brunnen? Wie zeichnet man ein stehendes, ein fließendes Gewässer, wie Brücken und Stege? Zeichne den Plan des Heimatortes und beute dariu die Hauptstraßen, die wichtigsten Gebände und die Gewässer an! H. Bewohner^). Unser Heimatort ist ein Dorf (eine Stadt). Nach der letzten Zählung (1. 12. 1910) wohnen hier — Einwohner. Nach dein Glauben scheiden sich diese in Evangelische, Katholiken und Juden. Die große Mehrzahl der Bewohner ist —. Die Bewohner einer Stadt heißen Bürger, die eines Dorfes Landleute. Alle Menfchen bedürfen der Nahrung, Kleidung und Wohnung. Um diese notwendigen Bedürfnisse zu befriedigen, muß jeder arbeiten. Des- halb sieht man hier den einen mauern (Maurer), den andern zimmern (Zimmermann), den dritten schmieden (Schmied), den vierten malen (Maler), den fünften schreiben und rechnen (Kaufmann), den sechsten ackern (Ackermann oder Landmann), den siebenten lehren (Lehrer), den achten predigen (Prediger) usw. Ohne Arbeit bleiben die Menschen arm und müssen hungern. „Fleiß bringt Brot, Faulheit Not." Nach seiner Neigung, Lust, Kraft und seinem Vermögen wählt sich der Mensch eine bestimmte Arbeit, einen Beruf. So kommt es, daß der eine ein Tischler, der andere ein Landmann, der dritte ein Kaufmann wird. Nach dem Berufe nennt er sich. Was aber der eine arbeitet, tut er nicht allein für sich, sondern auch für andere. So fertigt der Schuhmacher z. B. dem *) Aus Th, Henze und E. Martiui: „Heimatkunde der Stadt Magdeburg". Verlag von Ferdinand Hirt, Breslau 1899.

5. Unsere Heimat - S. 56

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
Kammer abfließen, bis es so tief steht wie das Wasser unterhalb des Wehrs. Das Schiff senkt sich allmählich mit herab. Dann wird das untere Tor geöffnet, und das Schiff kann ausfahren. Will ein Schiff flußaufwärts fahren, so muß es zunächst durch das untere Tor in die Schleusenkammer. Das obere Tor muß natürlich geschlossen sein. Ist das Schiff darin, wird das untere Tor geschlossen. Von oben läßt man langsam Wasser ein- laufen, bis es so hoch steht wie oberhalb des Wehrs. Mit dem Wasser hebt sich auch das Schiff. Dann wird das obere Tor- geöffnet, und das Schiff kann weiter stromaufwärts fahren. 5. Die Floßrinne hat nur ein Tor, da die Flöße nur fluß- abwärts fahren. Wenn es geöffnet wird, stürzen die Wassermassen mit Gewalt hindurch und reißen das Floß mit in die Floßrinne. 1. Wer baut aus einem Zigarrenkistchen eine Schleusenkammer? 2. Errichte mit einigen Haarnadeln und Streichhölzern ein Stück Nadelwehr! 37. Die Brücken, insbesondere die Alte Mainbrücke. Uber den Main sichren 5 Brücken. Außerdem gibt es noch zwei Eisenbahnbrücken. Die eine von ihnen kann auch von Fuß- gängern benutzt werden. Die meisten Brücken sind noch keine 50 Jahre alt. Sie wurden erst erbaut, als die Stadt sich mehr und mehr entwickelte und der Verkehr nach Sachsenhausen zunahm. 2. Die jüngste Brücke befindet sich oberhalb der Alten Main- brücke und heißt Obermainbrücke. Sie beginnt vor der Stadt- f f 56

6. Unsere Heimat - S. 154

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
5. So bequem wir das Wasser den Röhren entnehmen, so bequem werden wir es auch wieder los, wenn wir es nicht mehr gebrauchen, z. B. dcis Spülwasser. Wir gießen es in den Küchen- stein. Von da stießt es in eine Straßenröhre. In diese Straßen- röhren läuft auch alles Regen- und Schneewasser. Das verdorbene und gesundheitsschädliche Abwasser wird bei Niederrad in den Main geleitet. Doch wird es vorher gereinigt (geklärt). Durch einige Straßen führen ganz große Kanäle (Hanptkanäle), die die kleinen von allen Seiten ausnehmen. Die erste Wasserleitung wurde vor 53 Jahren gebaut. 6. früher wurde das Spülwasser aus die Straße geschüttet, dort blieb es oft stehen. Anch die Kehrichteimer entleerte man ans die Straße. Dadurch wurde die Lust mit schlechten Dünsten erfüllt. Die Folge davon waren ansteckende Krankheiten aller Art. 7. Die Straßen sind jetzt gepflastert oder asphaltiert. Da- durch wird der Verkehr rascher und beqnemer, und die Straßen bleiben sauberer. Die Fußgänger holen sich keine nassen Füße, und die Wagen bleiben nicht im Schmutze stecken. In den Gossen oder Rinnen stießt das Regeuwasser ab. 1. Beobachtet die Niederschläge (Nebel, Tau, Regen, Schnee, Hagel, Graupeln)! 2. Erzählt die Lebensgeschichte eines Wassertropfens! m Rande der Straßen stehen Straßenlaternen. Sie werden abends angezündet, um die Straßen in der Dunkelheit zu erhellen. Das besorgt der Laternenanzünder. Erträgt einen langen Stock, darauf brennt eine kleine Flamme. Nasch eilt er von einem Laternenpfahl zum andren. Flugs ist das Türchen zur Laterne aufgehoben, der Hahn aufgedreht und das Licht angezündet. Schnell eilt er weiter/ denn er hat keine Zeit zu verlieren. Um Mitter- nacht muß er wiederkommen und einige Lichter ausdrehen. Manch- mal kommt er auch aui Tage, um die Glasscheibe» zu putzen. Sieh nur, wie hell sie strahlen, eine wie die andre, die ganze * Straße entlang! Nun findet man in der Nacht seinen Weg sast so gut wie bei Tage. 2. Was in den Straßenlaternen brennt, ist Gas. Es wird in der Gasanstalt aus Steinkohlen hergestellt. Durch große, eiserne 93. Die Beleuchtung 154

7. Unsere Heimat - S. 139

1911 - Frankfurt a.M. : Auffarth
gepäck in Einpfang. Die beiden großen Räume waren mit Gepäckstücken aller Art gefüllt. Auch an den Schaltern der Bahnpost ging es lebhaft zu. Hier kaufte jemand Postkarten und Freimarken. Dort gab ein Herr eine Depesche auf. Eine Frau neben ihm schrieb eine Postkarte. An dem andren Schalter nahm ein Mädchen Briefe in Empfang. „Kommt, wir wollen durch den Wartesaal 3. und 4. Klasse gehen!" sagte der Vater. Als wir eintraten, hörten wir ein lautes Schellen. In der Mitte stand ein Mann in Uniform, der rief langsam und laut: „Einsteigen in der Richtung nach Hanau, Bebra, Berlin.. . Bahnsteig 3." Viele Leute oerließen den Wartesaal. Wir folgten ihnen. Draußen aus dem Querbahnsteig herrschte ein un- beschveibliches Gedränge. In der mittleren Halle war eben ein Zug angekommen. Wie die Lokomotive keuchte und dampfte, gerade als ob sie müde geworden wäre von der langen Reise! Viele Reisende strömten aus dem Zuge. Bekannte und Verwandte standen an der Schranke, um die Ankommenden abzuholen. Das war ein fröhliches Winken, Lachen und Grüßen! Wir aber wandten uns zu dem Bahnsteig, wo unsre Mutter ankommen mußte. Oft hatten wir Mühe, durch die Menge hindurch- zukommen. Und überall fremde Menschen! Die meisten hatten Eile. Nur wenige schlenderten so gemütlich wie wir, dort ein Schutzmann mit seinem blinkenden Helm, hier zwei Frauen mit roten Schleifen auf der Schulter und weiter dahinten einige Soldaten! Als der Vater sich eine Zeitnng kauseu wollte, sagte meine Schwester leise zu mir: „Sieh einmal, was ist denn das für ein Automat!" „Ei, du Naschkätzchen," rief ich lachend, „du denkst wohl, darin wären Bonbons und Schokolade! Da werden Bahnsteigkarten gelöst!" Als der Vater kam, gab er uns 30 Pfennig, und wir holten drei Karten. An dem Sndende des Bahnsteiges konnten wir erst so recht die Länge des innern Bahnhofes und das Gewirr der Schienen und Geleise in den 3 mächtigen Hallen übersehen. „Ja," sagte mein Vater, „ans den 18 Geleisen fahren täglich etwa 660 Züge ein und ans. Und hier," fuhr er fort, indem er nach links deutete, „sind die Diensträume der Eisenbahnbeamten und der Bahnhofspolizei." Jetzt hing der Schaffner den Kasten für die Fahrkarten um und öffnete die Schranke«. Wir traten in den Bahnsteig 1 ein. Auf der einen Seite stand ein Zug zur Abfahrt bereit. Die Türen der einzelnen Wagenabteile waren offen. Lente stiegen ein und 139

8. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 55

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 55 — mals in Einigkeit jo heldenmütig für ihr Vaterland gefochten hatten, kehrten jetzt mit haß und (Erbitterung ihre Waffen gegen sich selbst, hier standen die Rthener, stolz auf ihre Seemacht, durch die sie die Herrschaft über ganz Griechenland zu erringen dachten; dort die kriegstüchtigen Spartaner mit ihren Verbündeten, die das übermütige Athen von seiner höhe herabzustürzen suchten, voll Blut und Grausamkeit, Land und Städte verwüstend, wogte der Krieg hin und her. Gleich nach seinem Beginn kam schweres Unglück über Athen: eine gräßliche Pest brach aus und raubte unzähligen Menschen das Leben, fluch der große Perikies starb (429), und nun fehlte dem athenischen Volke der kraftvolle kluge Leiter, dessen es bedurfte. Unordnung und Zuchtlosigkeit riß ein; haltlos schwankte die wankelmütige Menge hierhin und dorthin. (Eine Zeitlang ließ sie sich von einem Manne leiten, der danach strebte, an des Perikles Stelle zu treten: von fllcibtädes. 2. Der Zunge Mcibiades. stlcibictdes stammte aus einem vornehmen und reichen Geschlechte, war mit Perikles verwandt und zog durch die Schönheit feinen. Gestalt und seinen lebhaften Geist aller flugen auf sich. Doch war er sehr eitel und leichtsinnig; Übermut und unmäßiger (Ehrgeiz konnten ihn zu den verwegensten Dingen fortreißen. Schon in seinen Rinderjahren erregte er durch die Keckheit und Heftigkeit seines Wesens Bewunderung. (Eines Tages spielte er mit andern Knaben Würfel auf der Straße und war gerade am Wurf, als ein wagen daher gefahren kam. „warf ein wenig!" rief er dem Suhrmanne zu. Der aber achtete nicht darauf und fuhr weiter. Da warf sich Hlcibiodes quer vor die Pferde hin und sagte: „Nun fahre zu, wenn du willst." Der Fuhrmann mußte halten, bis der kecke Knabe feinen Wurf getan hatte. — His Jüngling wettete er einmal mit einer lustigen Gesellschaft, daß er einem alten angesehenen Manne auf offener Straße eine Ohrfeige geben wollte. (Er tat’s und lief davon. Jedermann war empört über eine solche Frechheit. Hm andern Tage jedoch ging fllctbtades zu dem Riten, bat ihn demütig um Verzeihung und entblößte seinen Rücken, um die wohlverdienten Geißelhiebe zu empfangen. Der Greis verzieh ihm und gewann den schönen Jüngling bald so lieb, daß er ihm seine Tochter zur Frau gab. 3. aictbictöcs sucht Aufsehen zu erregen. Durch solche mutwilligen Streiche machte sich Rlcibiades zum Stadtgespräch, und das wollte er eben. Einst kaufte er um eine ungeheuere Summe einen wunderschönen Hund. Ganz-Rthen sprach von dem prächtigen Tiere.

9. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 165

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 165 — Sofyn unbemittelter (Eltern und hatte sich durch großen Fleiß zum tüchtigen Mathematiker und Mechaniker ausgebildet. Ris er nun jene alte Maschine vor sich hatte, da erkannte er bald, wie mangelhaft sie sei, aber wie wichtig gute Dampfmaschinen für alle Welt sein Mßten. 3n seinem erfinderischen Kopfe und unter seinen geschickten Händen, aber erst nach vielen Mühen, nahm die Dampfmaschine die Gestalt an, die sie im wesentlichen noch heute hat. Nun hatte man flicht mehr nötig, Fabriken an Flüssen anzulegen, um sie durch wassernder in Gang zu setzen, oder auf den wind zu warten, der die Windmühlen treibt, oder Göpelwerke durch Pferde, Hunde ober gar Menschen drehen zu lassen. Der starke und nie ermüdende Kolben der Dampfmaschine setzt jetzt die kunstreichen Webstühle in sausende Be* Regung, dreht Millionen von Spindeln, hilft holz und (Eisen schneiden, bohren und Hobeln, hebt das Wasser aus der Tiefe der Bergwerke oder drischt auf dem Felde das Korn aus dem (Betreibe. 2. Das Dampfschiff. (Ehedem konnte man Schiffe nur durch &ind oder Ruder bewegen. Entstand Windstille, so mußte das Schiff Quf offenem Meere still liegen, oft wochenlang. Ris James Watt Steigt hatte, wie man Dampfmaschinen bauen muß, ba versuchte jjan, eine solche auf ein Schiff zu setzen, von ihr Schaufelräber im Nasser brehen zu lassen und so das Schiff vorwärts zu treiben. Zum Erstenmal glückte das dem Amerikaner Robert $ ul ton auf der Seine bei Paris (1803). Rber der sonst so kluge Napoleon wollte fllchts von der neuen (Erfindung wissen. Fulton mußte nach Rmerika 3urü& und baute dort noch ein Dampfschiff, das im Jahre 1807 eine erfte Fahrt zwischen Neuqork und Rlbant) den Hudsonfluß hinauf Zurücklegte. Zwölf Jahre später durchkreuzte der erste Dampfer den Atlantischen (Dzean in 26 Ca gen. heute fahren die großen Hamburgs* l%n und Bremischen Schnelldampfer in 5—6 Tagen nach Neuyork. 3. Die Eisenbahnen. Bis zum Anfange des neunzehnten Jahrhunderts schwankten auf größtenteils elenden wegen „über Stock Stein" der schwerfällige Frachtwagen dahin und die langsame Postkutsche, wohlhabende oder vornehme Leute hatten ihre eigenen Zernagen, für die auf den Poststationen immer frische Pferde genommen wurden. (Erst nach den Befreiungskriegen entstanden in Deutschland allmählich künstlich gebaute Landstraßen, auf benen ^°n auch bei schlechtem Wetter fahren konnte, ohne stecken zu bleiben er umzuwerfen. Daß aber ein wagen am mühelosesten bewegt ^'den kann, wenn er nicht unmittelbar auf dem Erdboden, sondern

10. Geschichte der neuesten Zeit - S. 78

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
78 Das Zeitalter des Bundestages. Arbeitergruppen in eng umgrenzten Sonderbereichen des Handwerks. Und roie die Brgerschaft in der Organisation der Zunft auf die Leitung der Stadtgemeinde Einflu anstrebte, so verbanden sich die Gesellen zur Aus-fechtung von Lohn- und andern Streitigkeiten; schon damals schritt man zu gemeinsamen Arbeitseinstellungen (Ausstnden). Noch grere Menschenmengen in Stadt und Land wurden in der neuern Zeit, in groen Fabrikbetrieben oder in Hausarbeit, von kapital-krftigen Unternehmern in den einzelnen Zweigen ihres Gewerbes be-schftigt. In Frankreich wendeten sich die Hugenotten, als ihnen die Regierung den Staatsdienst verschlo, dem Grobetrieb, der Industrie zu, und als die Aushebung des Edikts von Nantes sie rechtlos machte, brachten sie ihre Fachkenntnis und ihre Geschftsverbindungen in die neue Heimat mit, nach England, Holland; hchlich willkommen waren sie in Deutschland, besonders in Kurbrandenburg. 2. Bisher hatte man als Triebkraft Wind und Wasser benutzt: an den Berglehnen, dem rauschenden Bach stand die Mhle, die Fabrik. Im neunzehnten Jahrhundert trat die Beherrschung des Dampfes hinzu. Sie hat Arbeit und Handel, unser ganzes gesellschaftliches Leben umge-staltet; vor allem das Reisen. Lngst hatte man, vorab in Preußen, die Postlinien vermehrt, die Landstraen (Chausseen") ausgedehnt und verbessert; man reiste schon gern und weit: im Jahr 1842 erschien der erste Bdeker". Noch waren Berlin und Wien die einzigen Grostdte deutscher Zunge; in Berlin fiel dem Reisenden die strenge Ordnung auf, in Wien nahm ihn die Polizei in scharfe Aufsicht: sie untersuchte sorgfltig sein Gepck auf zollpflichtige Gegenstnde und verbotene Drucksachen. Das Reisen in der Landkutsche" war unbequem, kostspielig und zeitraubend: der Fahrpreis betrug auf Pferd und Meile ungefhr V/2 M.; der Eilwagen", die Extrapost", den die Postverwaltung stellte, wenn fr vier Personen bezahlt wurde, brauchte z. B. von Kassel bis Berlin 2v2 Tage. Wer irrt eigenen Wagen reiste, hatte vor der Abfahrt durch Laufzettel" Postpferde zum Wechseln zu bestellen. Frachtwagen be-frderten die Waren. Am Fue von Hhen, wo eine Steigung der Strae Vorspann ntig machte, oder oben, wo sie berwunden war, standen ausgedehnte Wirtshuser, die Stallungen besaen: vor diesen Gasthfen" sammelten sich frmliche Wagenburgen. berhaupt boten die Landstraen ein lebendiges Bild, wenn sich zwischen den hoch aufgebauten, schweren, langsam fahrenden Frachtwagen die leichte gelbe Postkutsche flink hin-durchwand, sicher geleitet vom schmucken Postillion, der bei Ankunft und Abfahrt und unterwegs auf dem Posthorn sein lustiges oder weh-mtiges Liedchen in die Luft schmetterte.
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